“Made in Portugal” steht auf dem eingenähten Zettel im Pullover. Das klingt zunächst gar nicht schlecht! Können wir dieser Aussage einfach Vertrauen schenken? Die Kleidung, die wir tragen, entsteht meist über viele verschiedene Stationen hinweg in mehreren Ländern der Welt. Oft sind einige Schritte schwer nachvollziehbar. Textilsiegel geben die Möglichkeit, sich Sicherheit und Klarheit zu verschaffen und für mehr Transparenz in der Lieferkette zu sorgen.
In diesem Beitrag haben wir für Dich die wichtigsten Textilsiegel zusammengefasst:
Welche Kategorien von Textilsiegeln gibt es?
Für Unternehmen haben Textilsiegel klare Vorteile hinsichtlich Transparenz und schaffen damit Klarheit und Sicherheit für den Endverbraucher.
Eine transparente Produktion spricht für Verantwortungsbewusstsein bei Sozialstandards, Umwelt- und Verbraucherschutz. Ein Problem stellt die Vielzahl der Textilsiegel dar, die unterschiedlichste Bereiche abdecken. Bisher gibt es keine einheitlichen Vorgaben zu den Ansprüchen der Textilsiegel.
Grundsätzlich gibt es staatliche Siegel und Siegel auf freiwilliger Basis.
Bei einigen Siegeln werden soziale Kriterien in den Fokus gerückt. Andere beinhalten eher Umweltaspekte oder verbinden soziale Kriterien und Umweltstandards.
Die gängigsten Siegel und ihre Reichweite
Wir haben für Dich die gängigsten Siegel in der Textilbranche, welche für mehr Transparenz in der Lieferkette sorgen, zusammengefasst:
- Das Siegel für nachhaltige Textilien: Grüner Knopf
- Global Organic Textile Standard – GOTS
- Höchste Ansprüche in der Textilbranche: Naturtextil IVN
- Textilsiegel zum Schutz der Umwelt: Blauer Engel
- EU-Ecolabel: Ein Siegel für umweltfreundliche Produkte
- Öko-Tex made in Green: Textilsiegel für Produktion und Endprodukt
- Cotton Made in Africa: Zur Steigerung der Lebensbedingungen
- Fair Wear Foundation stellt Arbeitsbedingungen sicher
- Fairtrade Cotton für einen kontrollierten Handel
- Cradle to Cradle Textilsiegel
Das Siegel für nachhaltige Textilien: Grüner Knopf
Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien. Er verbindet Unternehmens- und Produktkriterien und stellt so für den Verbraucher eine verlässliche Orientierungshilfe dar. Ein Siegel wie den Grünen Knopf gab es bisher nicht. Um das Siegel tragen zu dürfen, müssen Unternehmen insgesamt 46 Sozial- und Umweltstandards einhalten.
Das sind einige der Standards des “Grüner Kopf” Siegels:
- Verbot gefährlicher Chemikalien
- Biologische Abbaubarkeit
- Grenzwerte für Abwasser
- Schadstoffgeprüfte Chemiefasern & Naturfasern
- Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit
- Zahlung von Mindestlohn
- Recht auf Vereinigungsfreiheit
- Feste Arbeitszeiten und bezahlte Überstunden
- Transparente und öffentliche Berichte
Global Organic Textile Standard – GOTS
Das GOTS-Siegel steht für ökologische und soziale Textilproduktion. Seine Anforderungen sind entlang der gesamten Wertschöpfungskette definiert. Befindet sich dieses Siegel an der Ware, bescheinigt es den Konsumenten glaubhaft die Qualitätssicherheit.
Mittlerweile sind über 5000 Betriebe weltweit GOTS-zertifiziert und müssen folgende Kriterien erfüllen:
- Das Produkt muss aus mindestens 90% Naturfasern bestehen
- 70% der Naturfasern müssen aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft stammen
- Bestimmte chemische Prozesse sind eingeschränkt
- Problematische Substanzen sind verboten
- Alle Stoffe müssen biologisch abbaubar sein
- Verbot von Zwangsarbeit und Kinderarbeit
- Recht auf Vereinigungsfreiheit
- Gerechte Entlohnung
- Keine überlangen Arbeitszeiten
- Unternehmen müssen über eine Erklärung zum sozial verantwortlichen Handeln verfügen um die Einhaltung der Kriterien sicherzustellen
Höchste Ansprüche in der Textilbranche: Naturtextil IVN
Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) ist eines der strengsten ökologischen Siegel am Markt. Es reguliert die gesamte textile Kette in Bezug auf ökologische und sozialverträgliche Herstellung.
Das GOTS-Siegel und Naturtextil IVN sind sich in vielen Punkten ähnlich. IVN stellt allerdings noch höhere Ansprüche.
Das sind einige Standards des IVN Natursiegels:
- Textilien aus 100% Naturfasern, vollständig biologisch abbaubar
- Kontrolliert biologische Landwirtschaft
- Abwasseraufbereitung
- Grenzwerte für Rückstände in ökologischen Textilien
- Beschäftigung ist freiwillig, Verbot von Schuldknechtschaft, Zwangsarbeit und Sklavenarbeit
- Vereinigungsfreiheit und Recht auf Tarifverhandlungen
- Verbot von Kinderarbeit
- Sichere und hygienische Arbeitsbedingungen
- Gerechte Entlohnung
- Keine überlangen Arbeitszeiten
Textilsiegel zum Schutz der Umwelt: Blauer Engel
Der Blaue Engel ist ein Siegel des Umweltbundesamts. Hier werden hohe Ansprüche, sowohl an Umweltschutz als auch an Chemikalien, während des gesamten Produktionsprozess gestellt.
Folgende Kriterien sprechen für den blauen Engel:
- Verbot bestimmter umweltschädlicher Chemikalien
- Grenzwerte für Schadstoffe im Abwasser und Wasserverbrauch
- Verbot einiger gesundheitsschädlicher Chemikalien
- Kriterien für haltbares Produktdesign oder gezielte Wiederverwendung
- Verbot von Zwangsarbeit
- Schutz vor Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf
- Einhaltung des Mindestalters
- Gewährleistung von Arbeitsschutz- und Sicherheit
- Arbeitsverträge in Schriftform
- Begrenzung der Arbeitszeit
- Prüfung auf chemische Rückstände
EU-Ecolabel: Ein Siegel für umweltfreundliche Produkte
Das EU-Umweltzeichen soll dem Verbraucher helfen, umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu erkennen. Prüfung und Vergabe ist Zuständigkeit des Umweltbundesamts. Für die Kennzeichnung wird der gesamte Lebenszyklus eines Produktes überprüft.
Ziel ist eine besonders geringes Risiko für die Gesundheit und hohe Umweltverträglichkeit. Das sind Standards des EU-Ecolabels:
- Verbot bestimmter umweltschädlicher und gesundheitsgefährdender Chemikalien
- Grenzwerte für Abwasserparameter
- Kriterien für extra haltbares Produktdesign
- Nur wenige Laboranalysen für Endprodukte vorgeschrieben
- Bezieht alle Arten von Recyclingfasern ein
- Verbot von Zwangsarbeit und Kinderarbeit
- Vereinigungsfreiheit und das Recht zu Verhandlung
- Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
Öko-Tex Made in Green: Textilsiegel für Produktion und Endprodukt
Die Fabriken, die dieses Siegel tragen, müssen nach einem Programm ihr Chemikalienmanagement, Umweltmanagement, Arbeitssicherheit, soziale Verantwortung und Qualitätsmanagement überprüfen.
Das Label ist ein strenger Standard für Textilproduktion und Endprodukt und sind nach Öko-Tex Standard 100 schadstoffgeprüft. Folgende Kriterien machen den Öko-Tex Made in Green Standard aus:
- Detox-konforme Chemikalien-Ausschussliste
- Chemikalien-Grenzwerte im Endprodukt (strenger als GOTS)
- zertifiziert auch Recycling- und Mischfasern
- Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit
- Angemessene Lohnzahlungen
- Schriftliche Arbeitsverträge
- Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen
- Arbeitszeiten nach nationalen und regionalen Bestimmungen
Cotton Made in Africa: Das Textilsiegel zur Steigerung der Lebensbedingungen
Die Initiative “Cotton made in Africa” besteht seit 2005 und hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen afrikanischer Kleinbauern zu verbessern. So wird gleichzeitig eine umweltfreundliche Baumwollproduktion gefördert.
Für den Anbau wurden klare Richtlinien innerhalb des Textilsiegels definiert:
- Nur Kleinbauern mit einer kleinen Parzelle Land, etwa ein bis drei Hektar, zur Einkommenssicherung
- Ausschließlich Regenfeldbau
- Verbot der Nutzung gefährlicher Pestizide
- Ausschließliche Nutzung von Pestiziden mit Kennzeichnung in Landessprache
- Verbot von Nutzung eines gentechnisch veränderten Saatguts
- Verbot von Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Menschenhandel
- Versammlungsfreiheit
- Gleiche Bezahlung für Männer und Frauen
- Das Gehalt überschreitet oder entspricht mindestens dem national festgelegten Mindestlohn
- Gewährleistung von Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen
Fair Wear Foundation stellt Arbeitsbedingungen sicher
Die Non-Profit Initiative setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ein. Mit verschiedenen Kooperationspartnern arbeitet sie auf internationaler Ebene.
Ein definierter „Code of Labour Practices“ setzt Arbeitsbedingungen fest. Diese werden regelmäßig auf ihre Einhaltung überprüft. Umweltbedingungen werden hier nicht einbezogen.
Folgende Kriterien müssen für das Siegel der Fair Wear Foundation erfüllt werden:
- Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen
- Arbeit auf freiwilliger Basis
- Keine Diskriminierung
- Verbot von Kinderarbeit
- Versammlungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen
- Löhne gemäß des gesetzlichen oder industriellen Mindestlohns
- Angemessene Arbeitszeiten
- Rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis
Fairtrade Cotton Textilsiegel für einen kontrollierten Handel
Siegelinhaber ist der Dachverband FLO e.V. Als Fairtrade wird ein kontrollierter Handel bezeichnet, bei dem die Erzeugerpreise über dem jeweiligen Weltmarktpreis angesetzt werden. Fairtrade Cotton steht für sozialverträgliche Lebens- und Arbeitsbedingungen und richtet sich hauptsächlich an Kleinbauern.
- Umweltstandards zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Bauern
- Verbot von genetisch verändertem Saatgut
- Verbot von gefährlichen Chemikalien
- Möglichst effizienter Wassereinsatz
- Bio-Aufschlagspreise für Waren mit Bioqualität
- Stabile Mindestpreise und Fairtrade-Prämien
- Verbesserte Arbeitsbedingungen und demokratische Organisation
- Verbot von Kinderarbeit
Cradle to Cradle Textilsiegel
Bei diesem Konzept steht der Kreislaufgedanke im Vordergrund. Abfall soll komplett überflüssig werden. Fünf Bewertungsgrundlagen für Produkte, Material, Gesundheit, Wiederverwendung, erneuerbare Energien, soziale Fairness und Wasser sollen die Umweltsicherheit, Kreislauffähigkeit und gesundheitliche Unbedenklichkeit gewährleisten.
Standards für das Cradle to Cradle Textilsiegel:
- Bewertung von Chemikalien nach toxikologischen Kriterien (krebserregend, hormonelle Wirksamkeit, giftig für Wasserorganismen)
- Grenzwerte für Abwasserparameter
- Kein Einsatz von gefährlichen Chemikalien
- Prüfung auf Schadstoffe und Rückstände
- Verbot der schlimmsten Formen von Kinderarbeit